Angefangen hat alles, wie meistens bei uns völlig ungeplant, in Cervia beim IM 70.3 Emilia Romagna.
Aus einem Witz heraus meinte Barbara, Gordi müsse bei diesem Rennen unbedingt den Slot für die WM in Neuseeland holen, sie wolle unbedingt einmal die Kiwis kennenlernen. Nicht wirklich fokussiert auf dieses Ziel dafür mit mehr Glück (sagt Gordi) hat es dann offensichtlich auf den hinteren Rängen gereicht, den Startplatz in Taupo doch noch zu holen. Wahrscheinlich weil niemand in Europa im Dezember an einer WM teilnehmen will und dann noch auf der anderen Seite der Welt!
Und dies war dann auch sehr herausfordernd. Vor allem die Vorbereitung mit den Velotrainings bei Wind und Regen und so ab Oktober zusätzlich bei Dunkelheit und kalten Temperaturen - Da muss man sich den Spass schon sehr stark einbilden. Aber immer noch gespannt, was da in Neuseeland auf einen zukommt! Man ist ja einen halben Tag voraus-verschoben und befindet sich nach 22h Flug dann vom Winter in den Sommer versetzt, ohne Frühling dazwischen, dafür einen halben Tag jünger. Oder doch nicht?
Damit wir diese Zeit- und Jahresverschiebung etwas abfedern konnten, aber auch um schon die Kiwis und ihr Land kennen zu lernen, reisten wir eine Woche früher an. Und wenn wir schon mit unserem Sportzeugs so weit reisen, dann soll es sich auch lohnen. Daher suchten wir auch für Barbara einen Triathlon-Wettkampf und wurden fündig mit dem Suffer quarter Ironman, der rund eine Woche nach der 70.3 WM in Rotorua also in der Nähe von Taupo stattgefunden hat. So planten wir dann unsere Reise in einem riesigen Van, in dem wir und unsere beiden Tribikes bequem umherreisen konnten, von Auckland nach Rotorua, Taupo (IM 70.3 WM), Tongariro, Napier und zurück nach Rotorua (Suffer Wettkampf von Barbara), Waitomo, Tauranga, Pauanui (Weihnachten) und wieder zurück nach Auckland.
Wir waren immer noch beindruckt von der IM 70.3 WM vor zwei Jahren in St. George mit 6500 Teilnehmern und 5000 Volunteers. Und tatsächlich, das sonst ruhige, überschaubare Village Taupo war völlig überlaufen mit Triathleten, riesigem Ironman-Village, noch grösserer Wechselzone an traumhafter Lage, leicht abfallend Richtung dem grössten See auf Neuseeland. Nun heisst es sich zu orientieren, und die Raceweek mit der Nation-Parade, dem Briefing, der Registration, dem Check-In (das ja alles an einem anderen Tag stattfindet) zu organisieren. Trainieren mit dem Velo auf der Rennstrecke war verboten, die Strassen sind zu schmal und mit 100km/h ist der Verkehr auch zu gefährlich. Also haben wir uns mehr nach Rotorua orientiert, und uns da auf die nicht so stark befahrenen Strassen getraut. Der Belag ist rau und holperig und schnell wurde dies unter den Athleten und Organisatoren zum Hauptthema: Es kann im Wettkampf nicht so schnell gefahren werden wir üblich, der Rollwiderstand ist viel grösser und die mechanische Beanspruchung des Materials enorm - Überall abgerissene Bidonhalter und sonstige Teile am Strassenrand! Auch ich musste mein (zum Glück während dem Training) gerissenes Trinksystem mit Kabelbinder verstärken.
Gordi: Da mir schon seit längerer Zeit kein Missgeschick an einem Wettkampf passiert ist, wäre es rein statisch gesehen wieder mal an der Zeit, und in der Tat! Morgenfrüh in der Wechselzone beim letzten Check am Velo zum Glück noch bemerkt, dass ich die Bidons mit der gesamten Ernährung im Kühlschrank im Hotelzimmer vergessen habe. Also, 2km Sprint zurück zum Hotel und wieder zurück in die Wechselzone! Uff, aufgewärmt aber nicht mehr ganz so ruhig und entspannt wie nötig und ohne mich noch einmal in der Wechselzone zu orientieren, habe ich dann trotzdem einen super Swim-Splitt hingelegt im glasklaren Taupo-See-Wasser und optimalen 19 Grad mit Neo. Der Wechsel dann wieder eine Katastrophe: Nebst dem steilen Aufstieg vom Wasser in die T1 habe ich eben, durch das Missgeschick am Morgen, die Orientierung bzw. den Ablauf nicht verinnerlicht und bin deshalb mit dem Wechsel-Bag hin- und hergerannt - Merke: An der WM kann man den Bag auf dem Weg zum Velo abgeben und muss ihn nicht an das Rack zurückhängen! Und, nicht die Hand voll mit Sonnencreme füllen vom Dispenser der da in der Wechselzone steht, man weiss sonst nicht wohin damit! Rad-Splitt dann wieder optimal gelaufen, mit starken Beinen konnte ich auch mit schnelleren Gruppen gut mithalten, natürlich mit dem richtigen Abstand, die Schiris waren ziemlich aktiv, und die Leute sind mehrheitlich sehr gut verteilt und dadurch auch seriös gefahren. Schneller Wechsel in T2 und ab auf die Laufstrecke. Einmal mehr abgelenkt durch die heissen Bedingungen mit bis zu 33 Grad und abgelenkt mit dem Auffüllen des Trisuits mit Eis (wenn immer möglich) und abgelenkt durch die zum Teil knackigen längeren Anstiegen! Also mit über 150 Höhenmeter für mich definitiv nicht "Flat" wie vorhergesagt. Also kam ich dann doch mit einer meiner langsamsten Lauf-Zeit ins Ziel. Trotzdem wieder ein Mega-Erlebnis, super organisiert und mit einer top Stimmung mit tausenden Leuten entlang der Laufstrecke in einer wunderschönen kleinen Stadt - Einfach schwierig, dies alles hier in ein paar Worten wiederzugeben. Freue mich schon wieder auf den nächsten Wettkampf! Wieder viel gelernt und ich wüsste wieder, wie es geht, oder? Wir werdens sehen!
Babs: Obwohl oder grad deswegen, weil wir die Strecke des Suffer quarter Ironman in Rotorua abgefahren und abgelaufen sind war ich so nervös, dass ich vor lauter - weiss eigentlich auch nicht mehr - nicht starten wollte. Durch den vorhergesagten Dauerregen wurde noch kurzfristig die Laufstrecke von einem Dschungel-Trail teilweise auf die andere Seite des Sees auf einen Trail-Pfad neben der Autostrasse gelegt. Organisiert wie bei uns noch vor 30 Jahren, überwog der Reiz dann doch, dass ich mir diese Erfahrung nicht entgehen lassen durfte. So fanden wir uns dann um 05:00 bei völliger Dunkelheit auf dem Parkplatz ein, an diesem kleinen See weitab von jeglicher Zivilisation in einer traumhaften Umgebung. Alle mit Stirn- oder Handylampe unterwegs! Einmalig! Die Wechselzone nicht markiert, aber erkennbar weil da duzende Velos umherlagen. Frei zugänglich für Jedermann! Zum Glück, wie sich später herausstellte: Die Zuschauer mussten den Athleten den Platz anzeigen und die Enten wegscheuchen und beim Wechseln der Kleider helfen! Einmalig! Dann gings los, immerhin war das Wasser mit 19 Grad wärmer als die Luft und die Bojen waren in der Dunkelheit gut durch die darauf montierten, blinkenden Baustellen-Lampen sichtbar! Einmalig! Und da gibt’s tatsächlich Leute mit Flossen? Ja, dies war erlaubt, konnte man nachweisen, dass die letzte Ironman-Schwimmzeit länger als 1 3/4h war! Einmalig! Das Schwimmen mit dem Neo lief gut, ebenso der Wechsel auf das Velo. Mit viel Respekt nahm ich dann die pflotschnasse und sehr hügelige und zum Teil sehr steile und holperige Strecke in Angriff, verpflegte mich gut und genoss trotz Dauerregen aber gut eingepackt mit einer warmen Velojacke den Radsplitt. Gordi hat in der Zwischenzeit meinen Wechselplatz aufgeräumt und alles Material, was ich nicht mehr brauchte, ins trockene Auto gebracht! Einmalig! Auf der Laufstrecke war die grösste Motivation dann die gegenseitige Unterstützung der Athleten untereinander, die sich mit Zurufen oder mit Gesprächen antrieben! Einmalig! Und so kam ich dann überglücklich ins Ziel und nehme ein unvergessliches Erlebnis und eine einmalige Erfahrung mit. Einmalig!
Danach gings weiter mit unserer Reise auf dem nördlichen Teil der Nordinsel. Optimales Timing! Für uns beide, so nun die Saison definitiv ausklingen zu lassen mit einem traumhaften, vielleicht etwas dekadenten Jahreswechsel in Dubai in einer Rooftop-Baar-Outdoor-Party im 31. Stock mit Blick über die Jameirah Beach von Burj Khalifa, Burj Al Arab über the Palm, den Hafen bis hin zum höchsten Riesenrad der Welt mit Drohnen-Shows und Feuerwerk bis spät in den Morgen hinein. Na das Jahr 2025 fängt ja gut an ;-)
Fazit: Wir haben dieses gesamte Highlight uns doppelt verdient, einerseits mit der Arbeit um alles zu finanzieren und andererseits mit dem Training, um zu finishen!